Funde aus der prähistorischen Zeit, insbesondere aus der Hallstattzeit (vor Chr. Geburt) beweisen die Anwesenheit von Menschen in unserem Raum. Auch die Römer hatten ihre Spuren hinterlassen. Nach der Besiedelung durch die Bajuwaren (im 6. Jahrhundert) war Mattighofen einer der fünf herzoglichen Höfe. 757 entstand hier eine königliche Pfalz.1007 wurde der Mattiggau an das Bistum Bamberg geschenkt und von dort an durch Franken und Schwaben erneut besiedelt.
1436 errichtete Ritter Hans Kuchler hier ein Kollegialstift. Zur Zeit der Reformation war Mattighofen im Besitz der protestantischen Grafen von Ortenburg, nach 1600 gehörte es den bayrischen Herzögen, die durch Pfleger das Gebiet verwalten ließen und das Marktrecht aus dem 15. Jahrhundert mehrmals bestätigen.
1685 wurde in Mattighofen eine Propstei gegründet. Durch den Frieden von Teschen im Jahre 1779 kam das Innviertel zu Österreich. Damit war die 1200 Jahre dauernde Zugehörigkeit zu Bayern beendet. Auf Grund seiner Zentralfunktion und wirtschaftlichen Bedeutung wurde Mattighofen 1986 von der oberösterreichischen Landesregierung zur Stadt erhoben.
Entstehung des Ortsnamens
Landeshauptmann Ratzenböck (links), Bürgermeister Bachleitner (mitte) und Landeshauptmann Stv. Grünner (rechts) mit der Stadterhebungsurkunde 1986.
Von allen Orten des Bezirks hat Mattighofen den ältesten Namen. Die Stadt ist nach der Mattig benannt, dem einzigen Gewässer, das außer den wesentlich größeren Grenzflüssen Inn und Salzach seinen vor deutschen Namen behalten hat. Dies weist auf eine ununterbrochen weiter bestehende Tradition von Bewohnern hin. Die Stadt auf dem auslaufenden Sporn eines lang gestreckten, schmalen Hügels zwischen den Flussebenen der Mattig und des Schwemmbaches ist nicht nur eine der ältesten Siedlungen, sondern auch schon in früher Zeit der Hauptort und das Verwaltungszentrum eines weiten Gebietes gewesen, nämlich des Mattiggaues.
"Gau" bedeutet natürlich in erster Linie ein Territorium, mitunter aber auch den Hauptort samt seinem zugehörigen Bereich. Die urkundlichen Belege für Mattighofen reichen sehr weit zurück, wobei im Einzelfall oft nicht mit Sicherheit zu entscheiden ist, ob diesmal der Gau, ein andermal der Ort gemeint ist. Jedenfalls hieß auch der Ort ursprünglich "Mattiggau". Die zahlreich überlieferten urkundlichen Nennungen, deren älteste bis vor das Jahr 748 zurückreichen, weichen in der Schreibung geringfügig voneinander ab.
Die häufigste Schreibung lautet "Matahgouue" (zu sprechen "Matachgaue"). Schon seit dem Jahr 860 taucht in den Urkunden immer öfter der Name "Matahhoua" (Matahova) auf (zu sprechen "Matachhofa"). Dieser Name hat sich schließlich durchgesetzt: die Stadt heißt heute Mattighofen. So entwickelte sich der Ortsname von Mattighofen: vor 788 Matagao, 800 Matichau, 802 in loco, qui dicitur Matahgauue, 885 Matachov, 890 Matachova villa regia, 1007 Matughof, ca. 1070 Maticha, 1150 Mathchoven, 1164 Matenchoven, 1287 Matechoven, 1486 Matikhoven, 1532 Mätigkhoven.
Stadtwappen
Über eine Wappenverleihung an Mattighofen ist nichts bekannt. Möglicherweise ist das Wappen aus einem Siegelbild übernommen worden. Für die aus Siegelbildern entstandenen Ortswappen ist eine tatsächliche Verleihung nie erfolgt; ihre im alten Herkommen begründete Gültigkeit ist ungeschrieben anerkannt worden, sodass für die Berechtigung der Führung dieser Wappen von einem Gewohnheitsrecht gesprochen werden kann.
1928 verzichtete die Marktgemeinde auf die Ausstellung einer Urkunde bezüglich des Markt- und Wappenrechtes wegen der zu hohen Kosten (Archiv-Akt Nr. 126). Erster Nachweis des Marktwappens in einem Siegel mit der Unterschrift "Sigil gemaines Marckhts Mattighofen", Abdruck auf einem Akt vom 2. Juni 1781 (O.Ö. Landesarchiv, theresianische Fassion). Ferner findet sich im Hauptstaatsarchiv in München eine Martrikel der Stadt- und Marktwappen des Königreiches Bayern aus dem Jahre 1818, in der das Wappenrecht Mattighofen nachgewiesen wird.
Auf einem Stich von 1649 scheint das Marktwappen auf, das wahrscheinlich die älteste Darstellung des Wappens sein dürfte. Das Wappen: "In Blau eine silberne, rechtsgekehrte, gesichtete Mondsichel, vorne begleitet von einem goldenem sechsstrahligen Stern." Die farbige Wiedergabe des aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts stammenden Siegels in der Sammlung Felix J. Liposowskys (1812) zeigt im Gegensatz dazu die Mondsichel in Gold.
Mattighofens Entwicklung zum Industrie- und Handelszentrum
Die Bierbrauerei in Mattighofen
Über vier Jahrhunderte wurde in Mattighofen Bier gebraut. Bier, das weitum bekannt war und gerne getrunken wurde. Die Überlieferung kennt durch Briefaufdrucke und Reklame als Gründungsjahr einer Brauerei in Mattighofen das Jahr 1550. Im Verlaufe der Jahrhunderte haben die Braumeister ihr Rezept zur Herstellung des Gerstensaftes nicht verändert. Nur für die Weißbierliebhaber war eine andere Zubereitung angewendet worden. Der Hauptrohstoff der Biererzeugung, die Gerste, kam größtenteils aus dem Innviertel. Der Jahresbedarf der Brauerei Mattighofen betrug um 1950 zirka 70 Waggons. Über 25.000 Hektoliter Bier wurden daraus erzeugt.
Zur Zeit des 400-Jahr-Jubiläums im Jahre 1950 gab es neben schönen Pferdegespannen bereits einen gutausgestatteten Kraftwagenpark. Damals wurden rund 180 Wirte und andere Kunden im oberen Innviertel und im angrenzenden Bundesland Salzburg beliefert.
Im Februar 1975 kam die für viele unverständliche Fusionierung mit der Österreichischen Brau AG. Zu dieser Zeit lag die Jahresproduktion mit 70 Arbeitern und Angestellten bei 45.000 bis 50.000 Hektoliter Bier. Mit 31. Oktober 1975 stellte die Österreichische Brau AG die gesamte Produktion in Mattighofen ein, die Brauerei wurde vollständig geräumt und als Niederlassung zur Belieferung von Zipfer Bier eingerichtet. Als symbolischer Schlussakt der über 400-jährigen Brautradition kann wohl die Sprengung des 36 Meter hohen Schlotes am 7. Dezember 1982 angesehen werden.
Die Lederfabrik Vogl
Einst die größte Fabrik der Monarchie und zweitgrößte Europas. Im Jahre 1830 gründete der 1802 in Lam im Bayrischen Wald geborene Bauernsohn Wolfgang Vogl den heutigen Betrieb, indem er die Witwe seines Meisters der schon damals bestehenden Lirk´schen Gerberei in der Moosstraße heiratete. Wolfgang Vogl fang guten Absatz seiner Erzeugnisse und soll dabei 1859 bis in die Lombardei gekommen sein. Nach dessen Tod im Jahre 1869 übernahm sein Sohn Friedrich Vogl den Betrieb mit acht bis zehn Gesellen. Dieser baute das Werk derart aus, dass darin an die 150 Arbeiter beschäftigt werden konnten.
1900 übergab er die Fabrik seinen beiden Söhnen Fritz und Ludwig. Nach der Absatzkrise 1907, konnte im Jahre 1909 mit einer regen Bautätigkeit begonnen werden. 1911 folgte ein neues Kessel- und Maschinenhaus mit einem 62 Meter hohen Schornstein. 1916 konnte der erste Zug die Werksgeleise vom Bahnhof Mattighofen in das Gelände der Lederfabrik befahren. Bis Kriegsende 1918 wurden viele weitere Werkstätten, u.a. die Schuhfabrik, erbaut.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Bautätigkeit fortgesetzt. Anfang der 60er Jahre mussten erhebliche Fabrikationsumstellungen getroffen werden. Zu Beginn der 70er Jahre geriet die Firma Vogl immer mehr in finanzielle Schwierigkeiten und wurde 1973 schließlich liquidiert. Der Beschäftigungsstand von 470 konnte längst nicht mehr gehalten werden. 1974 wurde von Dipl. Ing. Wolfgang Vogl, Dipl.-Kfm. Werner Vogl und Ing. Erich Schmid eine neue Gesellschaft gegründet, die vorerst Räume der alten Fabrik mietete und mit der Produktion von hochwertigem Schuh- und Bekleidungsleder begann. Ende der 70er Jahre wurden die benötigten Räume käuflich erworben und der Maschinenpark laufend erneuert. Gegenwärtig werden pro Jahr 500.000 m² Leder erzeugt, wovon 85 % in alle Teile der Welt exportiert werden.
KTM Mattighofen
MFA, Gruber Markus 1934
Gründung einer Schlosserwerkstatt durch Hans Trunkenpolz (1937-1950). Die Firma Trunkenpolz wird laufend ausgebaut und entwickelt sich zu einer der größten Reparaturwerkstätten Oberösterreichs. Der offizielle Name der Firma lautet von 1950 ab Kraftfahrzeuge Trunkenpolz Mattighofen. 1953 werden mit 20 Personen bis zu 6 Stück KTM R 100 erzeugt.
1955 wird der Salzburger Kaufmann Ernst Kronreif Gesellschafter der Firma. Der Firmenname lautet nun Kronreif & Trunkenpolz Mattighofen. Täglich werden 20 Motorräder erzeugt. 1957 gewinnt KTM erstmals die österreichische Motocross - Staatsmeisterschaft bis 125 ccm. 1962 stirbt unerwartet Hans Trunkenpolz. Mit 180 Mitarbeitern wird ein Jahresumsatz von ca. 3,5 Mill. Euro erreicht. 1964 wird eine 800 m² große Lagerhalle erbaut.
1967 wird eine weitere 3000 m² große Shedhalle erbaut. Der Umsatz steigt 1972 bei 400 Beschäftigten auf über 23,6 Mill. Euro. Im folgenden Jahr wurde eine weitere Shedhalle für die Konstruktions- und Entwicklungsabteilung errichtet.
1976 steigt der Umsatz auf 36,3 Mill. Euro bei 520 Mitarbeiter.
1977 wird auf einem 30.000 m² großen Areal (ehem. Lohmühle Fa. Vogl) ein Zweigwerk errichtet.
1978 wird die Tochterfirma „KTM America Inc.“ in Lorain, Ohio, gegründet. Der Exportanteil lag dieses Jahr bei 72 Prozent.
1983 lag der Umsatz bei 50,8 Mill. Euro. 1988 wurde die Rollerproduktion eingestellt.
1991 Konkurs der KTM Motorfahrzeugbau AG und Aufsplittung in eigenständige Nachfolgefirmen für Motorräder, Kühler, Werkzeugbau und Fahrräder.
1992 mit neuer Führung, neuem Hard-Enduro-Konzept und neuem Design für KTM-Motorräder schließt das erste Geschäftsjahr erfolgreich ab.
1994 Umgründung der KTM Sportmotorcycle GmbH in die KTM Sportmotorcycle AG. Mitarbeiterstand 212 Personen.
1996 Notierung an der Wiener Börse (Fließhandel). Bis 1998 Übernahme von White Power Suspension (NL) und Husaberg AB (Schweden). Gründung weiterer Vertriebstöchter in den europäischen Kernmärkten Deutschland, Schweiz und England. Mitarbeiterstand September 1998 Es sind ca. 650 Personen, davon ca. 450 im Stammwerk Mattighofen beschäftigt.
1999 Produktionsbeginn im neuen KTM Werk. Gründung der Vertriebstochter KTM Espana S.L. KTM Sportmotorcycle AG zieht sich von der Börse zurück, der Aktienrückkauf wird erfolgreich abgeschlossen.
KTM Fahrrad: https://www.ktm-bikes.at/
KTM Motorrad: https://www.ktm.com/de-at.html